Neu erschienen
Dauer: 40 Minuten (Passion = 33 Min. und Anhang = 7 Min.)
Besetzung:
Schwierigkeit: mittel
Vorwort der Strubeausgabe
für vierstimmigen gemischten Chor
Neufassung von Ralf Klotz (2017)
Strube Verlag 7212
In seiner Johannespassion aus dem Jahr 1568 präsentiert sich Joachim von Burck (1546-1610) als glutvollen Pionier gerade neu entstandener protestantischer Kirchenmusik. Als Vorgänger von Johann Sebastian Bach an der Hauptkirche St. Blasius in Mühlhausen griff er in seinen Werken aktuelle Strömungen auf.
Bei Burcks Passion handelt es sich um die erste durchgehend mehrstimmige und – wie es die Reformation forderte – in deutscher Sprache gehaltene Passionsvertonung der Musikgeschichte. Das 450 Jahre alte Werk trägt daher auch den Titel “Die Deutsche Passion”. Ältere durchkomponierte Passionen gab es nur in lateinischer Sprache. Das Werk ist eine reine Chor-Passion ohne Erzähler und Solisten.
Im Gegensatz zum „Urkantor“ und Freund Martin Luthers, Johann Walter (1496-1570), löst sich Burck eine Generation später gegenüber seinem Vorbild von der Praxis des einstimmigen Lektionstons der Erzählpassagen bzw. des vierstimmigen, tonwiederholenden Falso-bordone-Chorsatzes (bei den Volksrufen der Hohepriester, des jüdischen Volkes und der Soldaten usw.) Stattdessen greift Burck erstmals zu einer komplett durchgehenden Setzweise in dezenter Polyphonie, um den fast ungekürzten deutschen Text der Passionserzählung aus dem Johannesevangelium, der vor Jesu Grablegung endet, darzustellen. Aufgrund der polyphon-figürlichen Setzweise darf Burcks Passion auch "Motettische Passion" genannt werden. Die Jesus- und Pilatusworte hingegen sind stimmlich reduziert, heben sich dadurch ab und erzielen in abwechslungsreicher Weise eine besondere Aufmerksamkeit.
Die Johannespassion überrascht trotz ihres wohltuend meditativen Flusses immer wieder mit kühnen harmonischen und äußerst farbigen Wendungen. Klare Sprachverständlichkeit, Feierlichkeit und Meditation kennzeichnen die Wirkung von Burck´s Stil.
Ralf Klotz überarbeitete das Renaissance-Werk, ohne jedoch auch nur eine Note des originalen Notentextes zu verändern. Alle Bearbeitungs- und Ergänzungsmaßnahmen dienten allein dem Zweck, das innewohnende Potential der Burckschen Passion zu fördern und für heutige Aufführungen nutzbar zu machen.
Ausgehend vom sehr „kompakt“ komponierten Original baute Ralf Klotz v.a. bei den wörtlichen Reden Ruhepausen zugunsten einer übergeordneten Gliederung ein, ohne aber den Zusammenhang zu beeinträchtigen. Das Werk wurde an vielen Stellen rhythmisch „entschleunigt“, um dem Bibeltext mehr Zeit zu dessen Entfaltung zu geben. Den natürlichen Schwer-, Leichtbetonungen wurde der Vorzug gegeben, wodurch manche sprachlichen Fehlbetonungen bereinigt wurden.
Als zweite große Maßnahme fügte Ralf Klotz Eingangs-, Schlusschor und Zwischenchoräle aus Burcks eigenem Vokalwerk sowie aus der Feder von dessen berühmtem Schüler Johann Eccard (1553-1611) - bekannt durch die Motette „Über´s Gebirg Maria geht“ - vor und zwischen die Passionserzählung hinzu. Ein Mittel, das dann im späten Barock in den großen oratorischen Passionen, u.a. von Händel und Bach, seine Anwendung findet.
Ausgehend von Burcks Johannespassion, die aus drei etwa gleich langen Teilen besteht, umrahmt von einem Exordio zu Beginn sowie einem Conclusio ganz am Ende, sieht die Erweiterung nun so aus:
1. Eingangschor "O Lamm Gottes unschuldig"
2. Die drei originalen Teile der "Johannespassion", jetzt mit abschließenden Chorälen sowie einem Zwischenspiel
3. Schlusschor "Wir danken dir, Herr Jesu Christ".
4. Im Anhang bringt des Herausgeber drei weitere Bearbeitungen von Chorsätzen von Joachim von Burck und Johann Eccard als Ergänzungsstücke für eine umfangreichere Aufführung. Eines der Stücke des Anhangs kann auch als alternativer Schlusschor verwendet werden.
Besetzung:
1. A Capella
2. Mit Begleitung durch Continuo-Orgel
3. Mit Begleitung durch Continuo-Orgel und Bass (Gambe oder Violoncello)
4. Colla-parte-Begleitung durch Instrumentalquartett (z.B. tief besetztes Blockflöten- oder Gambenquartett)
Möge die Passion Ihnen die Gelegenheit geben, auch heute den Leidensweg Jesu musikalisch nachzugehen und nachzuvollziehen.
Ralf Klotz, Biberach, im April 2017
Aufführungsdauer gesamt: ca. 40 Minuten
Passion = 33 Minuten zuzüglich Anhang = 7 Minuten, GESAMT 40 Minuten
für vierstimmigen gemischten Chor
Neufassung von Ralf Klotz (2017)
Strube Verlag 7212
"Die Idee der Neufassung kam aus der Praxis: Auf der Suche nach einer geeigneten Passionsmusik beschäftigte sich der Kantor der Stadtpfarrkirche Biberach Ralf Klotz mit der Johannespassion von Joachim von Burck. Das 450 Jahre alte Werk war schon allein deswegen interessant, weil es die erste durchgehende Passion in deutscher Sprache ist und der Komponist mit keinen Geringeren als Johann Eccard und Johann Sebastian Bach Kantor im sächsischen Mühlhausen war.
Klotz entschloss sich, das klangliche Potential von Burcks Johannespassion zu nutzen und gleichzeitig das Renaissance-Werk für die heutige Zeit und Konzertpraxis attraktiv zu machen.
Er erweitert die Passion um einen Eingangschor, einen Schlusschor, mehrere Choräle und angehängte Passionsmotetten. Alle Erweiterungen stammen aus Burcks eigener Feder oder der seines Schülers Johann Eccard (1553 – 1611), so bleibt stilistisch alles in einer Hand.
Klotz geht mit großem Respekt dem durchgehend motettenartig komponierten Original gegenüber vor. Ohne auch nur eine einzige Note des Originals zu verändern, "entschleunigt" er die Musik durch eingefügte Gliederungen, v.a. bei den wörtlichen Reden Jesu und der Soliloquenten, sowie durch Streckung zu dicht gedrängter Textpassagen, behält jedoch den großen Bogen bei. Manch ungünstige Betonung wird der leichteren Singbarkeit zugunsten bereinigt.
Die Gesamtdauer der Passion liegt nun im Ergebnis bei 33 Minuten, wer die Motetten des Anhangs dazu nimmt, kommt auf eine Konzertdauer von 40 Minuten.
Als Ausgabe erhältlich ist der Klavierauszug VS 7212, eine Orgelcontinuo- und eine Gamben-/Cellostimme. Die Chorstimmen können von weiteren Instrumenten (Gamben, Blockflöten) mitgespielt werden.
Es braucht schon einen stimmlich geschulten Chor, der mit alter Musik vertraut ist, um die klangliche Wirkung zu wecken, dann aber ist die Passion eine schöne und lohnende Erweiterung des Passionrepertoires."